Liquid-Fluoride Thorium Reactor (LFTR)
 
 
Der Schwerwasserreaktor verwendet etwa 0,7 Prozent der Energie im Uran, und der Leichtwasserreaktor nutzt etwa ein halbes Prozent. Das ist beides schrecklich wenig. Bei Normaldruck siedet Wasser bei 100 Grad Celsius. Das ist bei weitem nicht heiß genug, um effizient Strom zu erzeugen. Darum müssen wassergekühlte Reaktoren bei einem Druck von über 70 Atmosphären laufen. Einen wassergekühlten Reaktor muss man als Druckbehälter bauen. Der schlimmste Unfall, den man sich vorstellen kann, ist ein Druckverlust. 300 Grad Celsius heißes Wasser wird - wuuusch - schlagartig zu Dampf. Sein Volumen dehnt sich auf das Tausendfache aus. Wird der Kernbrennstoff im Reaktor nicht gekühlt, kann er überhitzen und schmelzen. Genau deswegen ist dieses Gebäude hier so gestaltet. Wenn "es" passiert, bleibt der gesamte Wasserdampf in diesem Gebäude. Die heutigen Reaktoren verwenden Uranoxid als Brennstoff. Das ist ein keramisches Material. Es ist chemisch stabil, aber kein guter Wärmeleiter. Bei einem Druckverlust geht das Wasser verloren, und bald darauf schmelzen die Brennelemente und setzen die radioaktiven Spaltprodukte frei, die darin enthalten sind. Daher wurde eine Reihe von Notfallsystemen entwickelt, um den Kern immer von Wasser bedeckt zu halten. Das Versagen dieser Systeme haben wir in Fukushima-Daiichi gesehen. Man hatte dort mehrere Notstromdieselgeneratoren, und jeder von ihnen hatte vermutlich eine geringe Versagenswahrscheinlichkeit. Dann kam der Tsunami und erledigte sie alle. Die Leute fragen immer: »Ist Kernenergie sicher?« und ich frage dann zurück: »Welche denn?« Man kann Kernenergie auf tausend unterschiedliche Arten nutzen. Ist ein Auto sicher? Ja, welches denn? Ich hatte das Glück, etwas über eine andere Form von Kernenergie zu lernen: den Thorium-Flüssigsalzreaktor. Das Thorium in diesem Reaktor können wir vollständig verbrennen - anders als nur einen Teil des Urans in einem typischen Leichtwasserreaktor. Er arbeitet nicht mit Wasserkühlung, er verwendet keine festen Brennstoffe. Seine Grundlage sind Fluoridsalze als Kernbrennstoff. Die muss man auf etwa 400 Grad Celsius erhitzen, um sie zu schmelzen, aber das ist eigentlich ideal, um in in einem Kernreaktor Strom zu erzeugen. Und dies ist der Trick: sie müssen nicht unter hohem Druck arbeiten. Sie müssen kein Wasser als Kühlmittel verwenden, und es gibt nichts im Reaktor, das seine Dichte nennenswert verändert. Im Unterschied zu festen Brennstoffen, bei denen es ohne Kühlung zu einer Kernschmelze kommen kann, sind die flüssigen Fluoridbrennstoffe bereits geschmolzen. Im Normalbetrieb gibt es ein kleines Stück gefrorenen Salzes, das man gefroren hält, indem man kaltes Gas über die Außenseite des Rohres bläst. Wenn es bei einem Notfall zu einem völligen Stromausfall im Kernkraftwerk kommt, bläst das kleine Gebläse nicht mehr, der gefrorene Pfropfen aus Salz schmilzt, und der flüssige Fluoridbrennstoff im Reaktor fließt durch die Leitung aus dem Behälter heraus und in einen Auffangtank hinein. In wassergekühlten Reaktoren muss man das Kraftwerk im Allgemeinen mit Strom versorgen, um den Kühlkreislauf aufrechtzuerhalten und eine Kernschmelze zu verhindern. Aber wenn beim LFTR der Strom ausfällt, fährt er sich von ganz allein ab - ohne menschliches Zutun. Ein beeindruckend hohes Maß an Sicherheit, selbst bei physischen Schäden am Reaktor! Thorium ist ein natürlicher Kernbrennstoff. Die Erdkruste enthält fast vier Mal so viel Thorium wie Uran. Seine Energiedichte ist derart hoch, dass Sie den Energiebedarf für Ihr ganzes Leben in der Hand halten können. Wir könnten Thorium etwa 200 Mal effizienter nutzen als wir Uran heute nutzen. Weil der LFTR in der Lage ist, die Energie im Thorium nahezu vollständig freizusetzen, sind die Abfallmengen hundertfach geringer als bei Uran und millionenfach geringer als bei fossilen Brennstoffen. Für Fahrzeuge und Maschinen brauchen wir immer noch flüssige Treibstoffe, aber die können wir aus dem Kohlendioxid in der Atmosphäre und aus Wasser gewinnen - ähnlich wie es die Natur macht. Durch Aufspalten von Wasser könnten wir Wasserstoff erzeugen, und den könnten wir mit Kohlenstoff verbinden, den wir aus dem CO2 in der Atmosphäre gewinnen. So erzeugen wir Brennstoffe wie Methanol, Ammoniak oder Dimethylether. Das könnte ein Ersatz für Diesel sein. Stellen Sie sich das vor: Benzin und Diesel - klimaneutral, nachhaltig und selbst hergestellt! Sie sehen, dass Uran-235 in der gleichen Größenordnung wie Silber und Platin vorkommt. Können Sie sich vorstellen, Platin zur Energiegewinnung zu verbrennen? Aber genau das machen wir mit unseren Kernbrennstoffen heute! Wir verheizen diesen extrem seltenen Stoff, statt Thorium zu nutzen. Manche Menschen sind so eine Art Umweltschützer, und sie sagen: "Hör mal, Kernenergie ist nicht nachhaltig. Wir haben nicht genug Uran." Okay, das ist dann richtig, wenn wir über die heutige Nukleartechnik sprechen. 2007 haben wir 5 Milliarden Tonnen Kohle verbraucht, 31 Milliarden Barrel Öl und 5.000 Milliarden Kubikmeter Meter Erdgas, außerdem 65.000 Tonnen Uran - alles für den Weltenergiebedarf. Ich habe einen Freund, der in Missouri eine Mine für Seltene Erden erschließen will. "Jim, wie viel Thorium wirst du in einem Jahr abbauen?" - "Ich schätze, etwa 5.000 Tonnen." 5.000 Tonnen Thorium könnten unseren Planeten ein ganzes Jahr lang mit Energie versorgen. Er weiter: "Es gibt noch tausende weiterer Stellen auf der Erde, die genauso wie meine Mine sind. Es ist eine gute Mine, aber sie ist keineswegs einzigartig, nicht der einzige Ort auf dieser Welt, an der das vorkommt." Immer, wenn die Menschheit eine neue Energiequelle erschließen konnte, führte das zu grundlegenden sozialen Veränderungen. Über Jahrtausende hielten die Menschen sich Sklaven. Als wir lernten, uns Kohlenstoff zum Sklaven zu machen anstatt andere Menschen, lernten wir auch, ein Stück weit zivilisierter zu werden. Thorium hat eine millionenfach höhere Energiedichte als die Kohlenstoff-Wasserstoff-Bindung. Was könnte das für die menschliche Zivilisation bedeuten? Wir werden für immer genug von diesem Zeug haben. Wir werden niemals Mangel haben. Es ist einfach zu viel davon da.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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